Was bedeutet der „Plan Integral“ und wie funktioniert FONASA?
Als deutsche Auswanderer in Uruguay stehen viele Fragen im Raum – besonders, wenn es um das Thema Krankenversicherung geht. In Deutschland sind wir oft eine gesetzliches Gesundheitsversorgung gewohnt. Doch wie sieht das in Uruguay aus? Und was bedeutet es, wenn man über eine Firma abgesichert ist?
In diesem Beitrag erklären wir dir den „Plan Integral“, das System FONASA und worauf du achten solltest, wenn du – wie wir – als Familie in Uruguay lebst.

Das uruguayische Gesundheitssystem: öffentlich, privat – und alles dazwischen
Wer nach Uruguay auswandert, stellt schnell fest: Das Gesundheitssystem funktioniert hier etwas anders als in Deutschland – aber nicht unbedingt schlechter. Uruguay setzt auf ein sogenanntes Mischsystem, das sowohl öffentliche als auch private Angebote umfasst und damit viele Möglichkeiten eröffnet, medizinisch gut versorgt zu sein.
Auf der einen Seite gibt es das staatliche Gesundheitssystem (ASSE), das allen Bürgern offensteht – kostenlos und flächendeckend verfügbar. Klingt erstmal gut, doch wie so oft im öffentlichen Sektor gilt: Die Ressourcen sind begrenzt. Lange Wartezeiten, überfüllte Wartezimmer und eine begrenzte Auswahl an Fachärzten können zur Geduldsprobe werden.
Auf der anderen Seite stehen die privaten Gesundheitsanbieter, darunter bekannte Institutionen wie Asistencial Médica, SEMM (Sanatorio Mautone) oder MP (Medicina Personalizada). Sie bieten in der Regel einen deutlich besseren Service – moderne Einrichtungen, schneller Terminzugang und gut erreichbare Standorte, auch in kleineren Städten. Diese Anbieter decken sowohl den Basis-Gesundheitsplan (Plan Integral) ab als auch erweiterte Leistungen für Anspruchsvollere.
Das Herzstück des Systems ist jedoch FONASA – der Fondo Nacional de Salud. Dieses staatlich organisierte Finanzierungssystem funktioniert ähnlich wie die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland: Wer in Uruguay arbeitet oder ein Unternehmen gründet, zahlt automatisch in FONASA ein – und ist damit über eine private Gesundheitsinstitution abgesichert. So verbindet Uruguay die Vorteile staatlicher Absicherung mit der Servicequalität privater Anbieter – und das zu überschaubaren Kosten.
Was ist der „Plan Integral“?
Für uns als Auswanderer war es zunächst eine der wichtigsten Fragen: Wie sind wir im Krankheitsfall abgesichert – und was kostet das Ganze? Die gute Nachricht: Wenn du in Uruguay arbeitest oder – wie in unserem Fall – ein Unternehmen gründest, wirst du automatisch in das staatliche Gesundheitssystem FONASA aufgenommen. Und damit erhältst du Zugang zum sogenannten Plan Integral – dem Basis-Gesundheitspaket deiner gewählten privaten Gesundheitsinstitution.
Was sich zunächst etwas technisch anhört, ist im Alltag eigentlich ganz einfach: Der Plan Integral deckt alle medizinischen Grundleistungen ab, die du auch aus Deutschland kennst – und teilweise sogar darüber hinaus.
Diese Leistungen sind im Plan Integral enthalten:
- Allgemein- und Facharztbesuche – ohne zusätzliche Kosten, nach Terminvereinbarung direkt bei der jeweiligen Institution
- Notfallversorgung rund um die Uhr – sowohl im Zentrum als auch über mobile Notfalldienste
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen – besonders wichtig für Familien mit Kindern (wie in Deutschland die U-Untersuchungen beim Kinderarzt)
- Geburtshilfe, Schwangerschaftsbegleitung und gynäkologische Betreuung – professionell und umfassend
- Kinderärztliche Versorgung – von der Geburt bis ins Jugendalter
- Krankenhausaufenthalte in der allgemeinen Abteilung – ohne Zuzahlung, bei Bedarf auch chirurgische Eingriffe
- Grundlegende zahnärztliche Leistungen – etwa Zahnsteinentfernung oder einfache Füllungen
- Psychologische Grundversorgung – in begrenztem Umfang, aber verfügbar
Im Vergleich zu Deutschland wirkt das System auf den ersten Blick flexibler – du wählst selbst, bei welchem Anbieter du dich betreuen lässt, und hast oft einen direkteren Zugang zu Ärzten und Fachpersonal. Besonders angenehm: Viele Dienstleistungen – wie z. B. Blutabnahmen, Impfungen oder Kontrolluntersuchungen – sind zentral in den Einrichtungen gebündelt, sodass man alles an einem Ort erledigen kann.
Und wie sieht es mit der Familie aus?
Auch das ist gut gelöst: Ehepartner (cónyuge) oder eingetragene Lebenspartner (concubino) sowie Kinder können – unter bestimmten Voraussetzungen – ganz einfach mitversichert werden. Besonders für Familien wie unsere ein echter Pluspunkt: Alle sind gemeinsam abgesichert, ohne dass man sich um separate Zusatzversicherungen kümmern muss.
Braucht man einen „Plan Preferencial“?
Viele private Anbieter bieten sogenannte „Planes Preferenciales“ an – also erweiterte Gesundheitspläne mit:
- noch kürzeren Wartezeiten
- Einzelzimmern im Krankenhaus
- Zugang zu bestimmten Privatkliniken oder Fachärzten
- Zusätzlichen Leistungen wie Physiotherapie, Zahnersatz, Homöopathie etc.
Ob sich das für dich lohnt, hängt von deinen individuellen Bedürfnissen ab. Für junge, gesunde Familien ist der Plan Integral meist völlig ausreichend.
Fazit: Sicher und zuverlässig abgesichert – auch als Auswanderer
Wer aus Deutschland nach Uruguay auswandert, bringt oft hohe Erwartungen an das Gesundheitssystem mit – schließlich sind wir ein durchorganisiertes, flächendeckendes System mit umfassender gesetzlicher Krankenversicherung gewohnt. Umso überraschender ist es, wie zuverlässig und unkompliziert die Gesundheitsversorgung in Uruguay funktioniert – auch (und gerade) für Expats.
Der größte Unterschied: In Deutschland wirst du automatisch einer gesetzlichen oder privaten Krankenkasse zugewiesen – in Uruguay entscheidest du selbst, bei welchem privaten Anbieter du medizinisch betreut werden möchtest. Die Grundlage dafür bildet FONASA, das staatliche Finanzierungsmodell, über das Arbeitnehmer und Unternehmer automatisch versichert sind. Die Leistungen werden dann über den sogenannten Plan Integral erbracht – und das bei einem Anbieter deiner Wahl.
Für uns als Familie bedeutet das: Wir sind rundum abgesichert – von Vorsorgeuntersuchungen über Kinderarzttermine bis hin zur Notfallversorgung. Und das ohne zusätzliche monatliche Prämien oder komplizierte Tarifmodelle, wie wir sie aus Deutschland kennen.
Natürlich gibt es Unterschiede: Die Strukturen in Uruguay sind oft persönlicher, weniger bürokratisch – aber auch nicht immer so durchreglementiert wie in Deutschland. Man muss sich ein wenig orientieren, vielleicht auch umdenken. Doch genau das macht das Leben hier so charmant: Es ist überschaubarer, direkter und menschlicher – auch im Gesundheitswesen.
Wir fühlen uns hier medizinisch sehr gut aufgehoben – und hoffen, dass unsere Erfahrungen anderen Auswanderern Mut machen. Denn eines ist sicher: Auch weit weg von Deutschland ist eine zuverlässige Gesundheitsversorgung möglich – wenn man das System kennt und weiß, wie man es nutzt.
Hast du Fragen zum Thema?
Oder überlegst du, nach Uruguay auszuwandern?
Schreib uns – wir teilen gerne unsere Erfahrungen!