Einfluss des Zweiten Weltkriegs auf Uruguay: Wirtschaftliche Entwicklung und ein Zufluchtsort
Der Zweite Weltkrieg hatte weitreichende Auswirkungen auf zahlreiche Länder weltweit, auch auf Uruguay. Obwohl Uruguay keine offizielle Kriegsbeteiligung hatte und uruguayische Bürger nicht direkt an den Kampfhandlungen beteiligt waren, prägten diplomatische Aktionen und wirtschaftliche Veränderungen das Land während dieser Zeit. Dieser Artikel untersucht die Konsequenzen und Auswirkungen dieses globalen Konflikts auf Uruguay, insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Rolle des Landes als Zufluchtsort während des Krieges.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Außenhandel während des Zweiten Weltkriegs
Uruguay spielte während des Krieges eine entscheidende Rolle bei der Versorgung der Alliierten mit Nahrungsmitteln, insbesondere durch den Export von Fleischkonserven. Die in der Stadt Fray Bentos hergestellten Fleischkonserven, die als „Corned Beef“ bekannt sind, dienten der Versorgung der alliierten Streitkräfte und wurden zu einem strategischen Ziel für die Deutschen.
Die führenden alliierten Länder waren China, die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich und die Sowjetunion. Eine klare Möglichkeit, die Alliierten zu unterstützen, war der Verkauf von Fleischkonserven, die aus der Stadt Fray Bentos in Uruguay exportiert wurden.
Die Rolle von Frigorífico Anglo del Uruguay
Die Frigorífico Anglo del Uruguay Sociedad Anónima war im 20. Jahrhundert eines der führenden Agrarunternehmen des Landes und spielte eine entscheidende Rolle bei der Herstellung und Lieferung von Corned Beef an die alliierten Truppen. Die strategische Bedeutung dieses Produkts erregte die Aufmerksamkeit der Nationalsozialisten.
Eine Geschichte, die auch mit Deutschland verbunden ist
Die Geschichte des Frigorífico beginnt im Jahr 1865, als die Liebig Extract of Meat Company in der uruguayischen Stadt Fray Bentos gegründet wurde, die 300 Kilometer nördlich von Montevideo liegt und am Ufer des Río Uruguay liegt.
Obwohl sie eine britische Firma war, verdankte sie ihren Namen dem deutschen Chemiker Justus von Liebig, dem Erfinder des Fleischextrakts und des Entdeckers des Narkosemittels Chloroform. Der Name der Fabrik ist ironisch, da dieses Lebensmittel Jahre später für den Erfolg der Engländer im Zweiten Weltkrieg entscheidend war. Das Fleischextrakt namens Corned Beef ist ein Verfahren, bei dem Rindfleisch zuerst in Salzlake, bestehend aus Wasser und Salz, behandelt und dann langsam in Essig gekocht wird, wodurch 32 Kilogramm Fleisch auf 1 Kilogramm reduziert werden, ohne seine Proteine zu zerstören. Die wissenschaftliche Entdeckung, die die Entstehung des Fleischextrakts ermöglichte, wurde in den 1840er Jahren in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.
Das Schlachtschiff Admiral Graf Spee und seine Auswirkungen auf Uruguay
Am 13. Dezember 1939 erreichte das deutsche Schlachtschiff „Admiral Graf Spee“ nach einem erfolgreichen Handelsraubzug im Südatlantik die Mündung des Río de la Plata. In der Schlacht am Río de la Plata traf die „Spee“ auf britische Kreuzer und erlitt schwere Schäden.
Die Auswirkungen auf Uruguay:
Die Ankunft der „Spee“ und die anschließende Schlacht hatten tiefgreifende Auswirkungen auf Uruguay:
- Neutralitätspolitik: Uruguay, das offiziell neutral war, geriet in eine schwierige diplomatische Situation. Es musste zwischen den Forderungen der Alliierten, die „Spee“ internieren zu lassen, und den Drohungen Deutschlands abwägen.
- Wirtschaftliche Folgen: Die Blockade des Río de la Plata durch alliierte Kriegsschiffe störte den Handel und die Wirtschaft Uruguays.
- Soziale Spannungen: Die Präsenz der „Spee“ und die angespannte politische Situation führten zu sozialen Spannungen im Land. Befürworter der Neutralität standen gegen diejenigen, die eine Unterstützung der Alliierten forderten.
Die Selbstversenkung der „Spee“:
Am 17. Dezember 1939 entschied sich Kapitän Hans Langendorff, die „Spee“ vor Montevideo selbst zu versenken, um weitere Verluste zu vermeiden und die Besatzung zu schützen.
Die Rolle der uruguayischen Regierung: Die uruguayische Regierung bemühte sich, eine neutrale Haltung zu bewahren und gleichzeitig die Interessen des Landes zu schützen. Sie versuchte, einen Zwischenfall mit den Alliierten zu vermeiden und gleichzeitig Druck auf Deutschland auszuüben, die „Spee“ zu verlassen.
Die öffentliche Meinung: Die uruguayische Öffentlichkeit war in der Frage der „Spee“ gespalten. Einige befürworteten die Internierung des Schiffes, während andere die Neutralität des Landes verteidigten.
Zuflucht während des Krieges
Der Führmann-Plan und der Nationalsozialismus in Neu-Helvetien
Nueva Helvecia war einer der ersten Stützpunkte der Nationalsozialisten in Uruguay, auch wenn er nicht so wichtig war wie andere. Nach dem Krieg fanden jedoch mehrere Gestapo-Agenten dort Zuflucht, geschützt von Sympathisanten. Dieses Phänomen spiegelt die komplexen ideologischen Implikationen des Krieges in Uruguay wider.
In einem offiziellen Dokument der Alliierten werden die Namen und Verantwortlichkeiten deutscher Agenten in ganz Lateinamerika erwähnt. Darin finden wir die Namen von Arnulf Führmann, Julio Holzer und Rudolf Pätz, von denen die beiden Letzteren nach ihrer Haftentlassung in Nueva Helvecia lebten. Julio Holzer, der kurz nach Hitlers Machtübernahme in Uruguay ankam, war der erste Führer der NSDAP in Uruguay und leitete das Deutsche Arbeitsfront.
Arnulf Führmann, Leiter der Unterstützungsstelle in Salto und später „Gauleiter“, unterstand direkt dem Parteiminister Rudolf Hess.
Durch Corned Beef zur Zielscheibe der Nationalsozialisten
Bis 1942 war der Zweite Weltkrieg für die Uruguayer ein weit entferntes Ereignis, das lediglich den Handel belebt und wirtschaftlichen Wohlstand gebracht hatte. Dies änderte sich jedoch, nachdem zwei uruguayische Schiffe von feindlichen U-Booten angegriffen worden waren.
- Das Frachtschiff Montevideo wird in der Karibik von einem italienischen U-Boot versenkt.
- Datum: 17. August 1942
- Ort: Karibik, nordöstlich von Trinidad
- Angreifer: Italienisches U-Boot Enrico Dandolo
- Opfer: 32 uruguayische Seeleute
- Fracht: Kohlen für alliierte Truppen in Trinidad
- Die Maldonado wurde vor Haiti von einem deutschen U-Boot angegriffen. Link
- Datum: 20. August 1942
- Ort: Vor der Küste Haitis
- Angreifer: Deutsches U-Boot U-129
- Opfer: 1 Crewmitglied
- Fracht: Bauxit für die Aluminiumproduktion in den USA
Diese Vorfälle bedeuteten für Uruguay und seine Bürger eine erhebliche Veränderung in der Wahrnehmung des Konflikts.
Abkehr von der Neutralität und Unterstützung der Alliierten
Ab 1942, unter der Regierung von Juan José de Amézaga, gab Uruguay seine Neutralität auf und stellte sich auf die Seite der Alliierten. Im Februar 1945 erklärte es Deutschland und Japan symbolisch den Krieg und trat noch im selben Jahr der UNO bei. Diese Änderung der politischen Haltung hatte sowohl innenpolitische als auch internationale Auswirkungen.
Damit war sichergestellt, dass Uruguay in einer Nachkriegswelt auf der Seite der Sieger stehen würde.
5 überraschende Folgen des Zweiten Weltkriegs auf Uruguay
- Vom neutralen Land zum Verbündeten der Alliierten: Obwohl Uruguay zu Beginn des Krieges seine Neutralität erklärte, änderte sich dies 1942 nach der Versenkung uruguayischer Schiffe durch U-Boote. Das Land trat daraufhin den Alliierten bei und unterstützte sie mit wichtigen Gütern wie Fleischkonserven.
- Wirtschaftlicher Aufschwung durch den Krieg: Die Nachfrage der Alliierten nach uruguayischen Produkten, insbesondere nach Fleisch, führte zu einem wirtschaftlichen Boom im Land. Die Landwirtschaft und die Industrie profitierten stark, und der Lebensstandard der Bevölkerung stieg.
- Uruguay als Zufluchtsort für Flüchtlinge: Tausende Menschen aus Europa, die vor der Verfolgung durch die Nazis flohen, fanden in Uruguay Zuflucht. Das Land nahm eine tolerante Haltung gegenüber Flüchtlingen ein und bot ihnen Schutz und neue Lebensmöglichkeiten.
- Verstärkung der demokratischen Werte: Der Krieg trug zur Stärkung der Demokratie in Uruguay bei. Die Bedrohung durch Faschismus und Totalitarismus führte zu einem verstärkten Bewusstsein für die Bedeutung von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit.
- Langfristige Auswirkungen auf die Identität des Landes: Der Zweite Weltkrieg prägte die uruguayische Gesellschaft und Identität nachhaltig. Das Land entwickelte sich zu einem weltoffenen und toleranten Land, das sich für Frieden und Demokratie einsetzt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Der Zweite Weltkrieg hatte tiefgreifende Auswirkungen auf Uruguay, sowohl positive als auch negative. Das Land erlebte wirtschaftliches Wachstum, stärkte seine Demokratie und festigte seine Beziehungen zu den Alliierten. Gleichzeitig musste es mit den Herausforderungen von U-Boot-Angriffen, Handelsunterbrechungen und der Aufnahme von Flüchtlingen umgehen. Der Krieg hinterließ ein bleibendes Erbe in der uruguayischen Geschichte und trug zu seiner heutigen Identität als demokratisches und weltoffenes Land bei.
FAQ zum Einfluss des Zweiten Weltkriegs auf Uruguay
Inwiefern wirkte sich der Zweite Weltkrieg auf die Wirtschaft Uruguays aus?
Wirtschaftlicher Aufschwung durch Handel, insbesondere mit Fleischkonserven,
Steigerung des Lebensstandards durch den daraus resultierenden wirtschaftlichen Aufschwung.
Welche Rolle spielte Uruguay im Zweiten Weltkrieg?
Uruguay hatte keine offizielle Kriegsbeteiligung, unterstützte aber die Alliierten auf verschiedene Weise. Unter anderen Lieferung von Gütern, Aufnahme von Tausenden Flüchtlingen aus Europa
Wie war die politische Situation in Uruguay während des Zweiten Weltkriegs?
Uruguay verfolgte bis 1942 eine Politik der Neutralität. Ab 1942, nach der Versenkung uruguayischer Schiffe durch U-Boote, näherte sich das Land jedoch den Alliierten an und gab seine Neutralität auf.
Gab es in Uruguay Widerstand gegen den Nationalsozialismus?
Verhaftung und Ausweisung von Nazi-Agenten und Proteste und Demonstrationen
Welche langfristigen Auswirkungen hatte der Zweite Weltkrieg auf Uruguay?
Der Krieg trug zur Stärkung der Demokratie in Uruguay bei und führte zu einem verstärkten Bewusstsein für die Bedeutung von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Darauf hin entwickelte sich Uruguay zu einem weltoffeneren und toleranteren Land, das sich für Frieden und Demokratie einsetzt.